Jetzt, wo die Temperaturen wärmer und die Tage länger werden, verspüre ich den Wunsch nach mehr körperlicher Aktivität in meinem Leben. So richtig „fit wie ein Turnschuh“ zu sein, das wünsche ich mir schon seit langem – doch umsetzen konnte ich es bis jetzt nicht ganz. Ich gehe zwar täglich mit meinem Hund spazieren, besuche einen wöchentlichen Gymnastikkurs und mache Yoga. Im Sommer kommen dann noch Rad fahren, schwimmen und wandern dazu. Ich bin durchschnittlich fit, aber eben nur durchschnittlich. Auch als ich noch in der Stadt wohnte und mein Fitnessstudio auf der anderen Straßenseite lag habe ich es nicht geschafft, so richtig durchtrainiert zu sein. Dieser Wunsch hat jedoch nichts mit Eitelkeit zu tun, sondern mit einer gewissen Neugier und Experimentierfreudigkeit, die mich schon mein ganzes Leben begleitet und mir immer wieder spannende Erfahrungen bringt.
Wie fühlt es sich an, wenn der Körper stark ist und ich ohne Probleme einige Liegestütze und Klimmzüge schaffe? Macht es auch einen Unterschied in meiner mentalen Einstellung? Wie diszipliniert kann ich sein? Wie viel Durchhaltevermögen habe ich? Denn eines weiß ich: bis ich meine optimale Fitness im Rahmen meiner körperlichen Möglichkeiten erreicht habe, dauert es Monate, wenn nicht sogar Jahre. Aber irgendwann muss ich ja anfangen. Denn beim Warten und darauf hoffen, dass sich mehr Muskeln bilden, passiert überhaupt nichts. Außer dass meine Laune schlechter wird. Ausreden gibt es ja genug, und so habe auch ich immer welche parat gehabt: es ist Winter, es ist noch zu kalt draußen, ich habe Schnupfen, ich habe keine Zeit, ich bin zu müde. Oder: Ich bin gerade nicht motiviert und eigentlich will ich mich gar nicht so sehr anstrengen. Und die faulste aller Ausrede bei mir: kein Fitnessstudio, in dem ich trainieren kann. Dabei vergesse ich ganz, dass ich das „größte Fitnessstudio der Welt“ – die Natur – vor der Haustüre habe.
Die Frage ist: Will ich wirklich, wirklich, wirklich fit werden oder reicht mir der Durchschnitt? Die Antwort lautet: JA – es wird Zeit, dass ich mich wieder mal aus der Komfortzone hinausbewege. Also weg mit allen Ausreden. Und damit keine weiteren eine Chance haben, überliste ich mich selbst. Ich beginne ab jetzt mit Morgensport. Flott den Berg hinauf und hinunter gehen, das ist schon einmal der Anfang.
Und so kommt es, dass heute Morgen bei mir der Wecker um 5:30 h klingelt. Die Sportsachen habe ich mir schon gestern vor dem Schlafen gehen bereitgelegt. Schnell raus aus den Federn. Anziehen, Zähne putzen, ein Glas warmes Wasser trinken, und schon geht es hinaus in den frühen Morgen. Bei plus 3 Grad C ist es nicht unbedingt warm. Aber ich setze eine Mütze auf und ziehe Handschuhe an. Außerdem muss ich die Stirnlampe nehmen, denn es ist noch dunkel. Mit schnellen Schritten geht es den Berg hinauf. Schon beginnt es heller zu werden und die Vögel zwitschern als würden sie an einem Singwettbewerb teilnehmen. Mein ganzer Körper wird mit jedem Schritt wacher, ich spüre richtiggehend, wie der Sauerstoff mein Blut anreichert und mir ein natürliches High beschert.
Als ich kurz stehen bleibe, um etwas durchzuatmen, werde ich mit einem einzigartigen Blick belohnt. In der Ferne sieht man die Lichter des nächsten Ortes blinken wie goldene Streusel auf einem Schokoladenkuchen. Vereinzelt blinzeln noch Sterne am Himmel, doch sie machen langsam einer zarten Morgenröte Platz. Magie liegt in der Luft, der Zauber eines neuen Tages macht sich breit. Ein Tag wie jeder andere, und doch hält er alles bereit, was ich mir vorzustellen vermag, und noch viel mehr. Voller Dankbarkeit für mein Leben gehe ich weiter. Oben angekommen mache ich eine kurze Pause, dann kehre ich um. Nach insgesamt 45 Minuten bin ich wieder zu Hause. Der erste Schritt ist getan. Der erste von ganz, ganz vielen.
Doch die erste Belohnung habe ich jetzt schon: Ich fühle mich super! Wach und frisch und voller Elan. Vielleicht geht es bei meinem Wunsch nach Fitness vor allem auch darum, dass ich mich lebendig und stark und voller Power fühle. Wenn mein Körper stark ist, dann werde auch ich ganz in meine Kraft und Stärke hinein katapultiert. Dafür lasse ich mich morgen früh gerne wieder wecken!