Immer wieder mal schaue ich mir Blogs von Menschen an, die sich mit gesunder Ernährung auseinandersetzen. Für mich ist es spannend zu lesen, welche Erfahrungen Andere mit diesem Thema machen. Geht es doch dabei um weit mehr als um Rezepte für den besten Smoothie der Welt, oder um die wichtigsten fünf (oder sieben oder zehn) Punkte zu einem optimalen Essverhalten. Auf seine Ernährung und Gesundheit zu achten ist ein Lebensstil, der einerseits viel Wohlgefühl bringt, aber auch die eine oder andere Herausforderung in sich birgt.
So fällt mir der Blog einer Rohköstlerin in die Hände, in dem sie über ihre Vergangenheit reflektiert und zu der Erkenntnis kommt, dass sie „den ganzen Grünkohl der Welt“ essen und sich dabei trotzdem nicht gesund fühlen wird, wenn sie anderen Bereiche in ihrem Leben keine Beachtung schenkt. Ganz konkret schreibt sie an dieser Stelle: “Somit habe ich begriffen, wie doll ich an der Ernährung die ganzen Jahre fixiert war. Ich habe Beziehungen sehr vernachlässigt, Nächte nicht geschlafen, war unglücklich im Job, zu wenig Umarmungen gehabt. Das Essen ist eigentlich sekundär, wenn das alles nicht in Balance ist. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr Rohköstlerin sein oder ungesunde Sachen essen werde, doch ich werde meinen Fokus auch auf andere wichtige Bereiche setzen.“
Ich kann diese Bloggerin sehr gut verstehen – denn auch ich habe früher dieses „schwarz-weiß Denken“ in punkto Ernährung gehabt. Andere Dinge waren dann nicht mehr wichtig, Hauptsache das Essen war perfekt. Wobei für mich eine rohköstliche Ernährung schon eher in eine extreme Richtung geht. Doch das gilt nur für meine eigene Ernährung, und es soll jeder seine passende Ernährungsweise wählen.
Ich jedoch will flexibel bleiben und mir die Freiheit behalten, all das zu essen was ich essen möchte (was aber deshalb nicht heißt, dass ich das dann auch tue). Den ganzen Tag ans Essen zu denken bedeutet einerseits Stress, auf der anderen Seite vergeuden wir damit wertvolle Zeit, die wir besser für unser emotionales Wohlbefinden, für unsere Beziehungen, für unseren Beruf, für Hobbies und für das Streben nach neuen, spannenden Erfahrungen verwenden können. Gesundes Essen hat sehr wohl einen wichtigen Platz. Doch Essen ist nicht alles, andere Dinge sind genauso wichtig. Es geht also darum, die Balance zu halten, sich immer wieder einzupendeln, wenn wir zu sehr in eine Richtung tendieren. Ist es einfach? Nein! Es erfordert Achtsamkeit und Bewusstheit – sowohl in unseren Gedanken als auch in unseren Handlungen. Doch nur so können wir die vermeintlichen Extreme in unserem Leben integrieren, anstatt eine Seite auszuschließen. Dann geht es nicht mehr um gesund versus ungesund, um entweder Essen oder Umarmungen – sondern um die Vielfältigkeit des Lebens schlechthin. Leben ist sowohl – als auch. Beinhaltet doch das Leben die Gesamtheit von allem was es gibt!