So lange ich denken kann, habe ich nie das gemacht, was „vernünftig“ war. Ich habe mich immer dafür entschieden, was sich gut angefühlt hat, was mir Freude gebracht hat, was Spaß gemacht hat. Ich bin meiner inneren Stimme und meinen Gefühlen gefolgt, ohne zu wissen, wohin sie mich bringen werden. Diese Art zu leben hat mich reich gemacht – reich an wertvollen – wenn auch nicht immer angenehmen - Erfahrungen und wunderschönen Erlebnissen. Erfahrungen, die mich dazu anhalten, immer weiterzugehen, weiterzuwachsen und das Leben in seiner ganzen Komplexität zu erforschen.
Es hat mir aber auch mehr als nur einmal Kopfschütteln von meiner Umwelt eingebracht, und oft habe ich selbst meine Entscheidungen angezweifelt. Dann habe ich mir gewünscht anders zu sein, mehr wie die anderen, vernünftiger, vorausschauender, besonnener, realistischer. Bis mir klar wurde, dass jeder Mensch seinen eigenen, ganz besonderen Weg gehen darf – und soll. Wir alle haben das „Recht“ auf unseren Weg, egal wie er sich gestaltet und ob es den Regeln der Gesellschaft entspricht oder nicht. Aber es liegt auch an uns, für unser Wohlbefinden, unser Glück und unsere Zufriedenheit zu sorgen.
Als vor einigen Wochen die Idee in mir entstand, ein weiteres Buch zu schreiben, habe ich einige Zeit überlegt, ob es überhaupt Sinn macht. Denn ein Buch zu schreiben erfordert „commitment“, viel Arbeit und viel Zeit. Zeit für Recherche und Zeit, um die Gedanken in Sätze zu formen und sie auf Papier – oder auf den Bildschirm – zu bringen. Und da ich über Themen schreibe, die letztendlich auch mit mir zu tun haben, geht das Schreiben immer mit eigenen Erfahrungen und Transformationsprozessen einher. Tja, ich könnte es mir viel leichter machen und die Idee wieder verwerfen. Doch ich habe schon zu viel investiert – an Gedanken und Wörtern und Zeit. Und: das Buch möchte geschrieben werden, da gibt es keine Debatte darüber!
Deshalb erlaube ich mir eine Auszeit. Eine Auszeit, um mich ganz auf den Prozess des Schreibens einzulassen. Ich werde den Sommer lesend, recherchierend und schreibend verbringen. Jedes andere Projekt muss warten - und es wird auf mich warten, wenn es wichtig und für mich bestimmt ist. Ist das wohl „vernünftig“? Ich glaube kaum. Aber es fühlt sich richtig und gut an, und es macht mich glücklich.
Deshalb wünsche ich euch einen wunderschönen Sommer - ihr hört wieder im Herbst von mir!
In der Zwischenzeit könnt ihr euch selbst die Frage stellen: „Ist mein Weg auch wirklich der Weg, der mich glücklich macht und den ich gehen möchte?“